1967 -1977


Dennoch, das dritte Jahrzehnt des Kleinen Konzertring brachte wiederum führende Musikinterpreten nach Coesfeld. Am 24. November 1967 gastierten das Kammerorchester „I Musici di Roma“ mit einem Abend voller Vivaldi, Turchi und Locatelli. Gloria Davy, Sopran, J.-P. Rampal, Flöte, Gerard Souzay Bariton, Andor Foldes und Justus Frantz, Klavier und Wolfgang Schneiderhahn, Violine kamen nach Coesfeld, es gastierte das Israel Chamber Orchester sowie das Beaux Arts Trio, das Julliard String Quartett und letztmalig das Amadeus-Quartett aus London. Angesichts dieser Kurzaufzählung noch etwas herauszuheben wäre schier unmöglich, wenn nicht am 14. November 1972 die Prager Symphoniker mit der 7. Sinfonie von A. Dvorák das machtvolle Geburtstagsständchen zum 25-jährigen Bestehen des Konzertrings gegeben, und wenn nicht 1971 das Vivaldi Ensemble Tokyo den Konzertbesuchern einen unvergessenen Abend bereitet hätte. Bei der Ankunft der Japaner in Coesfeld stellte sich heraus, dass es für die Musiker die erste Europatournee war, die ausgerechnet in Coesfeld begann.
Sie kamen eine Woche vor dem Konzert am 22. Januar 1971 und lernten in dieser Woche Europa am Beispiel Coesfelds und durch private Einladungen die ihnen fremden Menschen, fremde Speisen und fremde Häuser besonders intensiv kennen. Die japanischen Gäste entwickelten schnell eine fröhliche Zuneigung zu ihren Gastgebern und bei dem einen oder anderen von ihnen eine besondere Liebe zum völlig unjapanischen Sauerkraut, Kartoffelsalat oder Rheinwein. Sie bedankten sich für die herzliche Gastfreundschaft mit einem Konzert, das alle Zuhörer tief beeindruckte. Besonders in Erinnerung blieb die Uraufführung des vom Leiter des Ensembles Prof. M.-A. Hayakawa komponierten Requiems „Shanti“ für Orchester und Shakuhachi, einer tiefen Bambusflöte, die der Solist Hozan Yamamoto in klassischer Tracht zum Gedenken an das Inferno von Hiroschima in bewegender Intensität blies. Am Ende dieses Jahrzehnts, im März 1977 kamen sie noch einmal wieder mit einem Blumenstrauß voller Vivaldi. Wie war diese Entwicklung möglich? Trotz einer Verteuerung der Dauerkarte auf 40.- DM blieben dem Konzertring die Abonnenten treu. Ihre Zahl stieg sogar im Laufe der Jahre von 300 auf 330 an. Der Kleine Konzertring als Kulturträger fand sowohl bei der Stadt als auch beim Kreis Coesfeld mehr und mehr Beachtung und die Zuschüsse des Kreises stiegen im Laufe der Jahre bis auf 7000.- DM. Die Stadt gab neben der Grundförderung von 3500.- DM einen zusätzlichen erhöhten Zuschuss von 7500.- DM, der aber im jährlichen Wechsel zwischen dem Kleinen Konzertring und dem Städtischen Musikverein vergeben wurde. Auch die Sparkasse des Kreises Coesfeld spendete aus ihren Überschüssen nicht unerhebliche Beträge. Dies alles waren die notwendigen äußeren Bedingungen, um die Konzerte weiterhin auf hohem Niveau in Coesfeld veranstalten zu können. Hinzu kam der Zuwachs an Erfahrung, der hohe Bekanntheitsgrad des Konzertrings bei den Konzertdirektionen, die Beliebtheit bei den Künstlern und nicht zuletzt der persönliche Einzatz seines Leiters Hubert Westendorf. Sein Engagement für die Kultur in der Stadt, für den Konzertring und die Musikschule, sein Fleiß und seine organisatorischen Fähigkeiten fanden dann auch Anfang der 70-er Jahre ihre öffentliche Anerkennung durch die Verleihung der Ehren-Plakette der Stadt Coesfeld und 1972 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. 1974 setzte sich Hubert Westendorf für die „Begegnung mit den Niederlanden“ auf Kreisebene ein, mit der organisatorischen und gestalterischen Arbeit sowie mit einem Sonderkonzert des „Nederlands Saxofoon Kwartet“ aus Utrecht.


Textvorlage: Dieter Westendorf, Bearbeitung: Claudia Jung
Bei Fragen: Dieter Westendorf oder webmaster@konzertring-coesfeld.de
Letzte Änderung: 25. 10. 2007

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