1977 -1987


Das Publikum wurde seit Beginn der Veranstaltungen des Kleinen Konzertrings auf alle Konzerte durch musikwissenschaftlich fundierte und gut aufbereitete Vorbesprechungen, Einführungsvorträge und Programmbeilagen vorbereitet, was zu einer hohen Sachkunde und Aufmerksamkeit führte, die auch von den Künstlern bei ihren Konzerten in Coesfeld als ausgesprochen angenehm empfunden wurde. Gleichzeitig spielt sich im Hintergrund das jährliche Begründen der weiteren Verbesserung der finanziellen Ausstattung und der jährliche Nachweis über die Verwendung der öffentlichen Mittel ab. Wie in jedem Jahrzehnt sind es die steigenden Kosten für die Veranstaltungen und die steigenden Honorare, die eine Erhöhung der Eintrittspreise und der Zuschüsse erforderlich machen. Zur Konzertsaison 80/81 wurde das Abonnement auf 50.- DM und der Einzelpreis auf 20.- DM erhöht. Der jährliche Wechsel der städtischen Zuschüsse wurde von einem regelmäßigen Zuschuss abgelöst, die Anträge auf Erhöhung der Stadt- und Kreismittel wurden 1980 von den zuständigen Gremien abgelehnt. Dennoch gelang es im Laufe dieser Jahre Verbesserungen zu erzielen. Das weiterhin hohe Niveau der Konzerte erhöhte die Anzahl der Abonnenten auf zeitweise über 400. In diesem Jahrzehnt wurde die digitale Musikaufzeichnung zum allgemeinen Standard und die „historische Aufführungspraxis“ gewann mehr und mehr Liebhaber. Beides führte zu einer unüberschaubaren Vielfalt von Neueinspielungen auf Compact Discs (CD´s) und damit zu unterschiedlichsten, aber für alle Verbraucher leicht zugänglichen und mit vergleichbar einfachen Mitteln erstklassig hörbar zu machenden aktuellen Interpretationen klassischer Musik. Neben Radio und Fernsehen eine weitere Konkurrenz für Konzertveranstaltungen, weil die von den kleinsten Fehlern digital gereinigten und mit allerlei elektronischen Tricks zu perfektem Klang gebrachten CD´s den Musiker auf der Bühne scheinbar überlegen waren. Glücklicherweise kann eine noch so perfekte Wiedergabe von Tonträgern die Atmosphäre und das unmittelbare Erlebnis des entstehenden Klanges im Konzertsaal weder erreichen noch ersetzen. Im November 1977 bestand der Kleine Konzertring 30 Jahre und Gratulanten waren die Budapester Philharmoniker, die mit F. Liszts „Les Préludes“ und der Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von A. Dvorák aufwarteten. In diesen Jahren waren die besten deutschen Kammerorchester zu Gast: die „Münchener“ unter Hans Stadlmair, die „Stuttgarter“ unter Karl Münchinger, die „Württemberger“ unter Jörg Faerber und die „Bayern“ unter Enoch zu Guttenberg. Besonderheiten und vielleicht auch die Höhepunkte dieses Jahrzehnts waren die Konzerte auf historischen Instrumenten der „La Grande Ecurie et la Chambre du Roi“ aus Frankreich und des „Concentus Musicus Wien“ unter Nicolaus Harnoncourt. Ein Ereignis jedoch bedarf der besonderen Erwähnung: Die vom Musikschulleiter und Konzertorganisten Rudolf Innig angeregten und mitgestalteten Messiaen-Tage 1980. Neben Orgelkonzerten höchster Qualität in der Stadt Coesfeld und in ihrer Umgebung, neben Diskussionsrunden von Musikwissenschaftlern und Künstlern mit Olivier Messiaen, fand am 1. Dezember 1980 als besonderer Beitrag des Kleinen Konzertrings ein Klavierabend statt, bei dem Yvonne Loriod in Anwesenheit ihres Mannes Olivier Messiaen die „Vingt Regards sur l´Enfant Jésus“ spielte. Atemlose Stille herrschte im Parkett der Stadthalle.


Text:Dieter Westendorf
Bei Fragen: Dieter Westendorf oder webmaster@konzertring-coesfeld.de
Letzte Änderung: 25. 10. 2007

Zurück zur Geschichte des Konzertrings, aber besser : Fenster schließen :-)