1987 -1997


Den 40. Geburtstag des Kleinen Konzertrings feierte man am 18. 11. 1987 mit einem Konzert der Moskauer Virtuosen unter Vladimir Spivakov. Das Abonnement kostete jetzt 80.- DM. Um steuerlich relevante Spendenquittungen ausstellen zu können wurde der Konzertring, dessen finanzielles Risiko seit seiner Gründung von Hubert Westendorf allein getragen wurde, am 16. 12. 1986 zum Verein, zum „Kleinen Konzertring Coesfeld e.V.“. Mehrere Ereignisse machten dieses 5. Jahrzehnt zu einem schwierigen Abschnitt für die Existenz des Kleinen Konzertrings. 1989 drängten nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ unter anderem das Bachorchester des Gewandhauses Leipzig, die Streichersolisten der Staatskapelle Dresden, die polnische Kammerphilharmonie Warschau und das Kammerorchester des Tschaikowsky-Konservatoriums Moskau auf den jetzt auch für sie freien Markt und verlangten berechtigterweise gute Honorare. Für den Konzertring war es natürlich auch Verpflichtung, diese hervorragenden Kammerorchester nach Coesfeld einzuladen, aber auf der anderen Seite machte sich aus dem gleichen Grund ein erheblicher Sparzwang bei den öffentlichen Haushalten breit. Die finanzielle Lage des Konzertrings wurde schwieriger. 1993 beschloss der Kreis Coesfeld, sich ganz aus der Förderung des Kleinen Konzertrings zurückzuziehen. Das bedeutete eine Einbuße von 40% der öffentlichen Zuschüsse. Große Bemühungen waren erforderlich, die Finanzierung halbwegs sicherzustellen. Die Stadt Coesfeld war bereit, den zunächst zur Hälfte wegfallenden Kreiszuschuss zu übernehmen. Die andere Hälfte konnte nur durch eine weitere Erhöhung der Eintrittspreise auf nunmehr 100.- DM für das Abonnement aufgefangen werden. Das einschneidendste Ereignis für den Kleinen Konzertring war jedoch der Tod seines Gründers und Leiters Hubert Westendorf im Mai 1992. Da die mittlerweile 213 Veranstaltungen auf seine Initiative zurückgingen, da er alle mit diesen Konzerten verbundene Arbeit ehrenamtlich geleistet und bis in alle organisatorischen Niederungen auch allein durchgeführt und verantwortet hatte, gab es ernstzunehmende Überlegungen, dieses - sein Lebenswerk - auch mit ihm enden zu lassen. Letztlich überwogen die Gründe für die Fortsetzung:
- Die Bedeutung der Konzertreihe für die Menschen in dieser Region war groß,
- der Kleine Konzertring war fester Bestandteil des Coesfelder Kulturangebots und
- Dieter Westendorf, der in Coesfeld lebende Sohn Hubert Westendorfs, fand sich bereit, die Arbeit fortzuführen.
So wurde auf der außerordentlichen Vorstandssitzung im September 1992 Dieter Westendorf zum neuen Vorsitzenden gewählt und beschlossen, die Konzertreihe in der Rechtsform des „e.V.“ weiterzuführen. Die Verträge mit Künstlern waren teilweise schon bis Ende 1993 abgeschlossen, so dass auch über die Zukunft des Konzertrings nachgedacht werden konnte. Eine gemäßigte Modernisierung der Veranstaltungen und ein etwas deutlicherer Blick auf die Popularität von Künstlern und Ensembles sollten helfen, den erwarteten Einbruch zu überwinden. 1995 begann die Ernsting-Stiftung Alter Hof Herding als Kulturstiftung regelmäßige eigene Konzerte hohen Niveaus auf dem Hof Herding in Coesfeld vorzubereiten. Ein vertrauensvolles Gespräch des damaligen Stiftungsvorstandes mit dem Verantwortlichen für den Konzertring hatte zum Ergebnis, dass der Konzertring im größeren Veranstaltungsraum Stadthalle sowohl mehr als auch größere Veranstaltungen als bisher anbieten konnte, so dass sich das Konzertangebot in der Stadt Coesfeld insgesamt verbreiterte. Die Ernsting-Stiftung stellte dafür dem Konzertring großzügig die dafür notwendigen zusätzlichen finanziellen Mittel zur Verfügung. So gelang es dem Kleinen Konzertring, die Schwierigkeiten zu überwinden und weiterhin Konzerte in der Stadthalle Coesfeld anzubieten, die aufhorchen ließen. Neben den schon oben erwähnten Kammerorchestern festigten die Konzerte von London Baroque, das der King´s Singers, der Klavierabend mit Anatol Ugorski und das Auftreten des Tölzer Knabenchors unter seinem Gründer und Leiter Prof. G. Schmidt-Gaden den guten Ruf dieser Veranstaltungsreihe. Auch die Begleitung größerer kultureller Ereignisse wurde vom Konzertring fortgesetzt. So lieferte der Konzertring am 10. Oktober 1995 mit der Uraufführung des Coes- felder Auftragswerkes „Narben“ für großes Orchester von Hans Peter Türk im Rahmen der Konzertreihe seinen Beitrag zur musikwissenschaftlichen Tagung des Instituts für Deutsche Musik im Osten zum Thema „Siebenbürgen und das Banat - Zentren deutscher Musik im Südosten Europas“. Mit seiner 50. Saison näherte sich der Kleine Konzertring nicht nur dem Jahr seines eigenen 50-jährigen Bestehens, sondern auch dem Kalenderjahr 1997, in dem die Stadt Coesfeld auf 800 Jahre Stadtrechte zurückblicken konnte. Dieses war Anlass für den Kleinen Konzertring, sich bei der Stadt mit einem Jahr der besonderen Konzerte zu bedanken.


Text: Dieter Westendorf
Bei Fragen: mail Dieter Westendorf oder webmaster@konzertring-coesfeld.de
Letzte Änderung: 25. 10. 2007

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