Gründung des
"Kleinen Konzertrings Coesfeld"


1947 war Coesfeld noch weitgehend zerstört und stand unter englischer Besatzung. Das Geld war nichts wert und viele Menschen wussten nicht, wie es überhaupt weitergehen sollte. In solchen Zeiten der Not kann die Kultur den Menschen etwas geben, das sie wegführen kann zu schöneren und tröstlicheren Gedanken. Der Musik kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie zwischenmenschliches Medium ohnegleichen ist, das Sprachlosigkeit und Grenzen überwinden kann.

Hubert Westendorf wusste um die Wirkung von Musik auf die Menschen. So kam er auf den Gedanken, als Veranstalter von Konzerten mit hohem künstlerischen Niveau, den Menschen der Stadt Coesfeld die Musik nahe zu bringen. Auf Grund seiner eigenen Konzerttätigkeit hatte er die notwendigen Beziehungen und Kenntnisse.

Allerdings war zur Durchführung solcher Veranstaltungen die Erlaubnis der englischen Besatzungsmacht erforderlich. Bekannt als "Lizenzträger" für Kultur war in Coesfeld der Städtische Musikverein.
So fanden die ersten 10 Konzerte des Kleinen Konzertrings unter der Überschrift: "Städtischer Musikverein Coesfeld Kleiner Konzertring " statt.

Mit der Genehmigung des Grundgesetzes am 12. Mai 1949 konnte Hubert Westendort als privater Veranstalter die Konzerte ab dem 11. Konzert am 14. Mai 1949 unter dem Titel Kleiner Konzertring Coesfeld stattfinden lassen.

Wie dankbar die Durchführung von Kammerkonzerten aufgenommen wurde, zeigt bereits die Besprechung des 1.Konzerts vom 21. November 1947 in der Coesfelder Zeitung:

"Die Freude eines solchen Abends danken wir nicht allein den Musikern des Häusler-Quartetts, sondern nicht weniger dem, der sie hierher rief und die Voraussetzungen für ihren Coesfelder Besuch schuf: Für den Städtischen Musikverein hat Hubert Westendorf nicht nur den guten Einfall gehabt, durch die Organisation des "kleinen Konzertrings" die Voraussetzung für solche Abende zu schaffen, er hat mit echtem Verantwortungsgefühl der Kunst gegenüber die Künstler ausgewählt und die Bürde aller organisatorischen Dinge eines solchen Abends auf sich genommen, [...] eine heutzutage überaus schwierige und unerfreuliche Arbeit. Aber sie hat uns einen Feierabend geschenkt, wie wir ihn selten genießen können, in einer Zeit, deren Lebensrhythmus kaum noch einen harmonischen Wechsel von Arbeit und Muße gestattet."


Hubert Westendorf

* 1903 in Osnabrück
+ 1992 in Coesfeld

Er wuchs bei seinen Pflegeeltern als Hubert Kachel auf und besuchte Schulen in Warburg und Coesfeld, wo er am Lehrerseminar 1924 seine 1. Lehrerprüfung ablegte.
1922 wurde er Mitglied im Städischen Musikverein Coesfeld. Er erhielt zunächst an der Folkwangschule Essen, später bei Prof. von Raats-Brockmann in Berlin un legte 1931 seine Musiklehrerprüfung an der Westfälischen Schule für Musik in Münster ab. 1932 heiratete er die Musiklehrerin und begeisterte Chorsängerin Margret Fritzen aus Coesfeld.
Seine frühen solistischen Tätigkeiten in Berlin, bei den Kasseler Musiktagen und auch 1929 als Solist in Händels "Messias" bei einer Aufführung des Städtischen Musikvereins Coesfeld, sowie als Chorsänger im Großen Schauspielhaus Berlin unter Theo Macheben waren große Erfolge. Zusammen mit seiner Frau, beide waren Mitglieder des "Heinricht Schütz Kreises" Berlin unter Leitung von Günther Arndt, machte er 1933 eine Konzertreise durch Rumänien. Als Mitglieder des Deutschen Singkreises Berlin unter Leitung von Georg Götsch gingen beide 1936 auf Konzertreise durch England.

Soweit es der Beruf zuließ, - seit 1934 war Hubert Westendorf Lehrer in Haltern, seit 1938 in Coesfeld, - nahm er als Konzertsänger an vielen Konzerten teil.
Die Passionen von Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz, die "Schöpfung" und die "Jahreszeiten" von Haydn standen neben Liederabenden im Mittelpunkt der Konzerttätigkeit. Dazu gehörten viele Konzerte in Münster, Recklinghausen und Coesfeld.

Die Wirkung dieser eindrucksvollen Musik auf die Menschen gerade in den ersten Jahren nach dem Krieg war außerordentlich groß. Hubert Westendorf hatte dies bei seinen Konzerten nach dem Krieg besonders intensiv erfahren.

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Textvorlage: Dieter Westendorf, Bearbeitung: Claudia Jung
Bei Fragen: Dieter Westendorf oder webmaster@konzertring-coesfeld.de
Letzte Änderung: 20.02.2002

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