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Allgemeine Zeitung, 16. 11. 2010:

Bis zum letzten Streicher

Kurpfälzisches Kammerorchester beim Konzertring überzeugte mit jungem Geiger

Kurpfälzisches Kammerorchester unter Stefan Fraas Coesfeld. Zu den vier großen Namen Salieri - Stamitz - Mozart - Haydn lässt sich noch einer hinzufügen: Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, dessen Orchester bahnbrechend in Mannheim in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wirkte. Dass sich auch noch zwei Anek¬doten um das Programm rankten, verlieh dieser Ver¬anstaltung im Konzertring besonderen Reiz... Das Kurpfälzische Kammerorchester, das sich in der Nachfolge der Mannheimer Hofkapelle sieht, war zu Gast in der Bürgerhalle und hatte in ihrem Repertoire einige Werke jener Stilrichtung, die man heute als „Mannheimer" bezeichnet. Zu Beginn ein Konglomerat aus früheren Werken und so richtig zur Einstimmung geeignet: eine Sinfonia in D-Dur von Antonio Salieri, Hofkapellmeister in Wien, eine Stelle, die Mozart gern gehabt hätte. Dass Salieri Mozart vergiftet haben soll, gehört leider zu den durch die nachschaffende Trivialli¬teratur entstandenen Fabeln. Doch war er wohl der einzi¬ge, der Mozarts Genie er¬kannt hat. Etwas zu spüren davon war in Mozarts Vio¬linkonzert D-Dur KV 218, eine der großen Leistungen des Abends, nicht nur durch den kompositorischen Ge¬halt und das präzise Orches- ter, sondern auch durch den Solisten. Der junge Stefan Krznaric spielte ausgesprochen sicher und mit wunderschönen Gestaltungselementen, auch und besonders in der virtuosen Zugabe eines Scherzos von Fritz Kreisler. Es gibt sie also doch noch, die jungen Geiger... Johann Stamitz, der echte „Mannheimer", folgte mit einer kurzen StreicherSinfonie G-Dur, leicht und lo¬cker, eine spritzige Musik, von der man mehr lesen als hören konnte. In der typischen Mannheimer Orchesteraufstellung mit sparsamer Bläserbesetzung die Sinfonie fis-Moll von Joseph Haydn. Die Bezeichnung „Abschiedssinfonie" erklärt sich aus dem untypischen Adagio am Schluss des vierten Satzes, wo die Musiker nacheinan¬der das Podium verlassen, bis zwei müde Streicher das Stück zu Ende führen, wir¬kungsvoll und erheiternd dargestellt auch durch den Dirigenten Stefan Fraas. Dass damit eine gewisse Amtsmüdigkeit signalisiert werden sollte, ist die andere Anekdote. Immerhin bietet das Werk bis heute Stoff für Schulmusiker. Über das Programm hinaus ein Tango in feinster Orchesterkultur. So ein feiner argentinischer Caballero brauchte um die Gunst eines Mannheimer Gentleman nicht zu buhlen.

Ulrich Wesseler


briefkasten Fragen zum Konzertring:  Dieter Westendorf
Letzte Änderung: 16.11.2010